Der grosse Einsatz by Jurij A. Treguboff

Der grosse Einsatz by Jurij A. Treguboff

Autor:Jurij A. Treguboff [Treguboff, Jurij A.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-01T17:00:00+00:00


FRANKFURT

Jetzt fahre ich zurück nach Frankfurt, entschied Aristarch Trofimowitsch, was ich für ein Glück gehabt habe! Er erinnerte sich an sein Gespräch vom Vorabend mit dem Präsidenten der Bundesbank, der ihn zu sich ins Hotel gebeten hatte.

„Lieber Herr Jermolow, noch immer kann ich mich nicht an Ihren Namen gewöhnen, ich will mich kurz fassen. Ohne Ihr Engagement wäre ich wohl niemals dahinter gekommen, daß ein paar hundert Meter von mir entfernt ein anderer meine Rolle spielt. Darf ich fragen, welche Zukunftspläne Sie verfolgen? Ich meine, Sie hätten gesagt, daß Sie aus Frankfurt kommen?“

„Ja.“

„Mein Büro ist ebenfalls in Frankfurt. Darf ich fragen, sind Sie irgendwo angestellt und mit Ihrer Tätigkeit zufrieden?“

„Ich habe einen interessanten Beruf, ich halte populärwissenschaftliche Vorträge über verschiedene Probleme des europäischen Ostens, vornehmlich über Rußland.“

„Aha! Welche Themen berühren Sie denn?“

„Vor allem befasse ich mich mit der russischen Geschichte, aber auch mit der orthodoxen Kirche und der jetzigen politischen Lage im Osten Europas.“

„Und was ist Ihr eigentlicher Beruf?“

„Ich bin Lehrer für Russisch und Deutsch.“

„Sind Sie mit Ihrer Tätigkeit als Dozent zufrieden?“

„Ich muß offen sagen, daß sie mir eine große moralische Befriedigung verschafft. Ich verdiene zwar nicht viel, aber zu einem bescheidenen Leben reicht es.“

„Wären Sie eventuell bereit, umzusatteln? Die Zahl der in der Bundesbank eingehenden russischen Papiere wächst ständig. Selbstverständlich haben wir Dolmetscher und Übersetzer, sogar sehr gute. Ich nehme jedoch an, daß auch Sie eine gute Position bei uns erhalten könnten, zum Beispiel in meiner eigenen Kanzlei. Dazu brauchen Sie nicht umzuziehen und wenn Sie partout Ihre Vorträge halten wollen, ließe sich das sicherlich auch arrangieren. Sie referieren wohl nicht jeden Tag?“

„Nein, lediglich fünf- bis achtmal im Monat.“

„Dann rate ich Ihnen, auf meinen Vorschlag einzugehen. Sie haben mir einen guten Dienst erwiesen und mein volles Vertrauen gewonnen.“

„Demnach bleibt mir nur, mich bei Ihnen zu bedanken. Ich bin jedoch keineswegs sicher, daß ich Sie nicht enttäuschen werde, denn dieses Betätigungsfeld ist mir doch recht wenig bekannt. Ich plane, morgen nach Frankfurt zurückzufahren.“

*

Aristarch Trofimowitsch verließ sein Hotel. Unterwegs schaute er flüchtig nach, ob das Goldstück noch immer in seiner Geldbörse war. Ja, es war an seinem Platz, für die Numismatiker interessierte er sich jedoch nicht mehr, jetzt hatte er sich mit anderen Dingen zu befassen. Das Angebot des Präsidenten sah nach Protektion aus. Es wäre wunderbar, in Frankfurt bei der Bundesbank zu arbeiten!

Bei dem Gedanken an Frankfurt wurde ihm jedoch eigentümlich unruhig zumute.

Am Bahnhof stellte sich heraus, daß der nächste Zug nach Frankfurt in siebenundvierzig Minuten fährt. Erschreckt blickte Aristarch Trofimowitsch auf die Bank, auf der er zu sich gekommen war.

Er kaufte sich eine dicke Illustrierte, deren Titelseite auf einen Artikel über das antike Griechenland hinwies. Er schlug ihn auf, der Bericht begann mit einer Abbildung von Zeus. So sieht er ja gar nicht aus, dachte Aristarch Trofimowitsch, der Mann auf der Terrasse war ganz anders. Auch Artemis war abgebildet, schlank, biegsam, auf der Schulter einen Bogen, mit der Linken hielt sie zwei große Hunde an starken Riemen.

Um sich von den unangenehmen Gedanken zu lösen, überlegte er, ob er dem



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